Strategien zur Vermeidung einer toxischen Arbeitskultur

In der Arbeitswelt weltweit nehmen Phänomene wie „laute Kündigungen“ (aktiv-aggressives Verhalten) und „stille Kündigungen“ (passiv-aggressives Verhalten) merklich zu. Eine Studie des US-amerikanischen Forschungsinstituts Gallup, an der mehr als 122.000 Beschäftigte teilnahmen, offenbart, dass inzwischen beinahe 20 Prozent aller Arbeitnehmer:innen zu ausgeprägt lauten Kündigungsformen neigen. Eine weitere Erhebung von Gallup unter Erwerbstätigen ab 18 Jahren, durchgeführt im Juni 2022, zeigt auf, dass stille Kündigungen in den USA mindestens die Hälfte der Belegschaft betreffen – möglicherweise sogar einen größeren Anteil. Der Gallup-Bericht „State of the Global Workplace 2023“ legt dar, dass global 59 Prozent der Arbeitnehmenden den stillen Kündigungen zuzuordnen sind. Diese Trends unterstreichen ein tief verwurzeltes Problem: eine weitverbreitete Arbeitskultur, die oft von Toxizität gezeichnet ist.

Es gibt zahlreiche Ursachen für eine toxische Arbeitsumgebung. Dennoch ist es wichtig zu betonen, dass toxische Arbeitskulturen vermeidbar sind. Es ist wesentlich effektiver, eine positive Unternehmenskultur zu pflegen, die Toxizität gar nicht erst aufkommen lässt, als im Nachhinein mit Maßnahmen zu reagieren, die möglicherweise nicht den gewünschten Erfolg bringen.

Millennials und die nachfolgenden Generationen an Arbeitnehmer:innen erkennen zunehmend die Wichtigkeit einer ausgewogenen Work-Life-Balance und bevorzugen Arbeit, die sie ihren persönlichen und beruflichen Zielen näherbringt – und distanzieren sich von der toxischen „Hustle-Kultur“.

Es gibt diverse Mittel wie eine harmonische Arbeitsatmosphäre gefördert werden kann:

Mitarbeiterschulungen durchführen

Der Erfolg und die Struktur einer Organisation basieren auf klar definierten Visionen, Aufgaben und Werten. Mit jedem/jeder neuen Mitarbeiter:in ist es entscheidend, gezielte Einarbeitungs- und Schulungsprogramme anzubieten, um die Unternehmenskultur und individuellen Verantwortlichkeiten zu vermitteln. Diese Schulungen sollten sowohl fachliche als auch soziale Kompetenzen umfassen.

Ein Mitarbeiter:innenhandbuch, das die Kultur und Philosophie eines Unternehmens widerspiegelt, ist unerlässlich. Es dient als Orientierungshilfe und zeigt den Mitarbeiter:innen, was von ihnen erwartet wird und fördert Selbstreflexion sowie Eigenverantwortung – beides Schlüsselelemente für eine positive Arbeitsumgebung.

Wohlbefinden genauso wichtig nehmen wie Leistung

In einem Arbeitsumfeld wird natürlich erwartet, dass Mitarbeiter:innen ihre Arbeit und beruflichen Pflichten priorisieren. Gleichzeitig ist es wichtig, dass Unternehmen auch das Wohlbefinden ihrer Angestellten in den Fokus rücken. Das schließt soziale Kompetenzen und das Bewusstsein für die Bedürfnisse anderer mit ein.

Eine effektive Methode hierfür ist die Einführung eines Feedback-Systems, um toxische Verhaltensweisen bei Teammitgliedern, Manager:innen und Führungskräften zu identifizieren. Instrumente wie Mitarbeiter:innenbefragungen und 360-Grad-Feedback können Aufschluss über die Arbeitsbedingungen und die Unternehmenskultur geben. Eine offene, bidirektionale Kommunikation ist essenziell, um einer negativen Arbeitsatmosphäre und dem damit verbundenen Mitarbeiter:innen-Turnover entgegenzuwirken.

Ziele an Leistung und Ergebnisse knüpfen

Es ist wichtig, ein System zu schaffen, das Ziele direkt mit Leistungen und Ergebnissen verbindet. Bereits eine einzige toxische Person kann das Wohl eines ganzen Teams beeinträchtigen und dessen Motivation und Leistungsfähigkeit mindern.

Eine klare Definition von Rollen, Zielen und Erwartungen hilft dabei, die Aufgaben der Mitarbeitenden mit den Unternehmenszielen zu synchronisieren. Regelmäßige Mentoring- und Fortbildungsangebote sind ebenfalls wichtig, um problematische Verhaltensweisen frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu handeln.

Anerkennung und Belohnungen aussprechen

Es ist wichtig, eng mit dem Team zusammenzuarbeiten und sicherzustellen, dass Anerkennung und Belohnungen gerecht verteilt werden. Man sollte darauf achten, dass Leistungen richtig zugeschrieben und Fehler nicht anderen in die Schuhe geschoben werden. Erfolge sollten angemessen gewürdigt werden, etwa durch Beförderungen oder Gehaltserhöhungen, die sowohl fachliche als auch soziale Kompetenzen berücksichtigen.

Mit gutem Beispiel vorangehen

Als Führungskraft sollte das Prinzip „Vorleben statt Vorgeben“ verfolgt werden. Authentizität und Selbstreflexion sind essenziell, um das gewünschte Verhalten im Team zu fördern. Ungleichbehandlungen und doppelte Standards untergraben die Glaubwürdigkeit und fördern nur toxisches Verhalten.

Fazit

Diese Strategien können maßgeblich dazu beitragen, eine positive Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Auch wenn diese Strategien kein Allheilmittel für jede Herausforderung darstellen, bieten sie einen soliden Ausgangspunkt für die Entwicklung einer gesunden und leistungsfördernden Unternehmenskultur.

Der indische Wirtschaftsnobelpreisträger Amartya Sen betont in seinem 1999 erschienenen Werk „Development as Freedom“ die integrale Bedeutung der persönlichen Entwicklung und des Wohlbefindens der Arbeitnehmenden, um maximale Effizienz und Produktivität zu erzielen. Die Übertragung dieser Prinzipien auf die Arbeitskultur macht deutlich, wie wichtig es ist, Arbeitsumgebungen zu schaffen, die Diversität und Inklusion nicht nur fördern, sondern auch allen Beschäftigten die Freiheit gewähren, eigene Ideen einzubringen, sich professionell weiterzuentwickeln sowie ihr verstecktes Potenzial zu entfalten.