Krise verändert die Jobsuche

Vor der Corona-Krise war der Arbeitsmarkt in einer guten Verfassung. Rückläufige Arbeitslosigkeit, viele sozialversicherungspflichtige Beschäftigte, geringere Langzeitarbeitslosigkeit und es gab weniger Menschen, die Hartz IV bezogen. Das Coronavirus und die damit einhergehenden Maßnahmen und Einschränkungen der wirtschaftlichen Aktivitäten machen dem deutschen Arbeitsmarkt allerdings zu schaffen. So sorgen sie nicht nur für eine hohe Arbeitslosigkeit, sie erschweren und verändern zugleich auch die Jobsuche.   

Verhalten auf dem Jobmarkt

Seit dem ersten Lockdown im März vergangenen Jahres herrscht auf dem Arbeitsmarkt ein Auf und Ab. So ist mit den ersten Ausgangsbeschränkungen die Arbeitslosigkeit auf ein Rekordhoch gestiegen. Nachdem die ersten Lockerungen eingeführt wurden, sank auch die Zahl der arbeitslosen Personen wieder.

Dass sich der Arbeitsmarkt während einer Krise verändert, verdeutlicht auch eine Analyse der Aktivitäten von Jobsuchenden und Firmen des Karriereportals Karriere.at. Im ersten Lockdown ab März bis Mai habe eine Überbremsung stattgefunden. Unternehmen sparten Kosten bei Neueinstellungen, Marketing und Inseraten, die Jobsuchenden – hier vor allem jene, die bereits einen Job haben aber gerne wechseln wollen – hielten sich mit ihren Wünschen zurück, wie der Geschäftsführer Georg Konjovic erklärt. Bereits im Frühsommer 2020 habe es dann aber wieder mehr Bewegung gegeben.  Das größte Problem für den Arbeitsmarkt in Deutschland sei derzeit nicht, dass die Unternehmen ihre Mitarbeiter entlassen, sondern dass sie kaum noch nach neuen Arbeitskräften suchen.

Anfang März 2021 veröffentlichte die Bundeagentur für Arbeit (BA) ihre neuen Zahlen, die zeigen, dass es im Februar dieses Jahres über eine halbe Millionen mehr Arbeitslose als im Februar 2020 gab. Dennoch zeige sich laut der Bundesagentur für Arbeit (BA) der deutsche Arbeitsmarkt bislang als sehr widerstandsfähig. Zudem hat sich die Arbeitslosigkeit dank des Frühlingsbeginns wieder reduziert. Nach dem deutlichen Rückgang im März sank sie im April noch einmal um 56.000 auf 2,771 Millionen.

Wie suchen die Menschen nach Jobs und was fordern sie?

Kontaktbeschränkungen, Kurzarbeit, Homeoffice und Ausgangssperren – die Covid19-Pandemie hatte und hat immer noch bei vielen große Auswirkungen auf den Alltag und auf das Berufsleben. Eine Auswertung der Jobplattform Stepstone zeigt, wie Corona das Jahr 2020 in Bezug auf die Jobsuche und den Arbeitsmarkt verändert hat. Tobias Zimmermann, Arbeitsmarktexperte bei Stepstone berichtet, dass sich wohl noch nie so viele Menschen mit der Frage beschäftigt haben, ob ihr Job eigentlich der richtige ist.

Der Höhepunkt der Jobsuche lag im Januar 2020, noch vor Beginn der Corona-Krise. Der Tiefpunkt folgte dann im April. Im Vergleich zum Januar brachen die Suchanfragen nach neuen Jobs um ein Drittel ein. Seit Sommer letzten Jahres steigt das Interesse wieder.

Vor allem krisenfeste Jobs sind sowohl seitens der Arbeitgeber:innen als auch der Arbeitnehmer:innen in Zeiten wie diesen besonders beliebt. So gab es vergangenen Jahres auffallend viele neue Jobangebote für Krankenpfleger:innen, Versandmitarbeiter:innen und Personal im Einzelhandel. Dass die Suchanfragen nach Begriffen wie „Verkäufer“, „Minijob“ oder „Altenpfleger“ im Jahr 2020 rund doppelt so häufig gesucht wurden wie im Vorjahr, verdeutlicht, dass diese Jobs auch bei den Arbeitnehmer:innen nachgefragt sind.

Laut Stepstone haben Jobsuchende auch ihre Suchkriterien und ihre Flexibilität vergrößert. So wird nun weniger nach Jobtiteln als nach Kenntnissen und Fähigkeiten gesucht und die Suchanfragen werden auch auf neue Branchen und Bereiche ausgeweitet. Zudem entwickelt sich die Möglichkeit zum mobilen und flexiblen Arbeiten immer mehr zum essenziellen Faktor bei der Jobwahl.