Überqualifikation der Arbeitnehmer:innen

Ein Ingenieur fährt Taxi und Top-Akademiker putzen Einkaufshäuser. Millionen Menschen in Deutschland sind für ihren Job eigentlich überqualifiziert. Aus einem Schreiben der Bundesagentur für Arbeit geht hervor, dass jeder achte Beschäftigte unter seiner Qualifikation arbeitet. Von dieser Tatsache sind besonders Frauen und Beschäftigte in Ostdeutschland betroffen.

Auf der anderen Seite gibt es allerdings nicht nur Arbeitnehmer:innen, die wesentlich bessere Qualifikationen haben, als ihr Job benötigt. So üben fast genauso viele eine Tätigkeit aus, die über der eigenen Qualifikation liegt. Die Zahlen sprechen hier für sich. So waren es im Jahr 2019 2,87 Millionen Beschäftigte ohne Berufsschulabschluss, die trotz dessen als Fachkraft, Experte oder Spezialist tätig waren.

Arbeitszufriedenheit leidet durch Unterforderung

Nicht jede/r hat also eine Stelle, die der eigenen Qualifikation entspricht. Das wiederum kann Folgen sowohl für die Karriere als auch für die Psyche haben. Diese Überqualifikation muss allerdings nicht immer direkt etwas Negatives sein. Problematisch ist es dann, wenn Beschäftigte unfreiwillig in die Situation einer Überqualifikation geraten sind. Ein Grund hierfür kann beispielsweise sein, wenn der oder die Betroffene in einer Region seine Arbeit verloren hat, in der es für die eigenen Fähigkeiten kaum noch Nachfrage gibt und aufgrund dessen „irgendeinen“ Job annehmen muss, um die Arbeitslosigkeit zu verhindern. Unbefriedigend wird es für die Arbeitnehmer:innen also dann, sobald sie das Gefühl bekommen, sie können ihr Potenzial nicht vollständig ausschöpfen. Auch kann eine Überqualifizierung für einen längeren Zeitraum ein negatives Signal an potenzielle Arbeitgeber:innen senden. Das wiederum macht es schwer irgendwann wieder eine für sich adäquate Beschäftigung zu finden.

Unterforderung führt zu Überforderung

„Eine Unterforderung kann dazu führen, dass man überfordert ist“, wie der Psychotherapeut Enno Maaß erklärt. Die Überforderung besteht dann darin, sich selbst für die unzufriedenstellende Arbeit zu motivieren, die Zeit rumzukriegen, sich selbst zu organisieren und seine Arbeit zu erledigen.

Überqualifikation kann auch Vorteile haben

Wer sich bewusst für einen Job entschieden hat, der nicht vollständig zu den eigenen Qualifikationen passt, beispielsweise darunter liegt, kann sogar glücklicher werden als bei einer anspruchsvolleren Beschäftigung. Dieser muss dann andere Ansprüche abdecken, beispielsweise gut vergütet werden und damit das eigene Sicherheitsbedürfnis befriedigen. So bleibt neben der guten Bezahlung möglicherweise mehr Zeit für das eigene Privatleben und der/die Arbeitnehmer:in ist im besten Fall einem geringeren Druck ausgesetzt. Denkbar ist zudem auch, dass der Job mit flachen Hierarchien einhergeht und Arbeitnehmende somit mehr Gestaltungsmöglichkeiten haben.